Ringo Deathstarr – Pure Mood
Welches Jahr ist gleich wieder? Ach, eigentlich egal. Zumindest für Ringo Deathstarr. Das texanische Trio mit dem bekloppten Namen aus dem hintersten Kreis der Wortspielhölle hat auf seinem fünften Album ‚Pure Mood‘ endgültig seine Nische gefunden – und sie gleich mit einer satten Gitarrenwand zugemauert.
Und dahinter scheint die Band ewig das Jahr 1991 zu schreiben. Ja genau, das Jahr, als an der amerikanischen Westküste der Punk losbrach und in England My Bloody Valentine ihren Klassiker „Loveless“ veröffentlichten. Dessen DNA durchzieht die 13 Songs von „Pure Mood“ auch an fast jeder Stelle: Elliott Frazier lässt seine Gitarre dröhnen, schrammeln, flirren, singen, wabern und schweben, dass Kevin Shields nur anerkennend nicken kann. Dazu hat die Band mit Bassistin Alex Gehring eine weibliche Elfenstimme, die sich über die weiten Hallräume ausbreiten kann und dabei mehr als nur ein Mal an ihre MBV-Kollegin Bilinda Butcher erinnert. Auch Lush, die Cocteau Twins und Slowdive sind da nie weit entfernt.
Klar könnte man Ringo Deathstarr dieses Epigonentum auch zum Vorwurf machen. Doch erstens wäre es ja furchtbar, noch weitere zwanzig Jahre auf den nächsten Output von My Bloody Valentine warten zu müssen (sollte der denn je kommen). Zum anderen sind die Songs auf „Pure Mood“ einfach zu gut, um sie nicht vorbehaltlos abzufeiern. Man nehme nur den ätherischen Einstieg „Dream Again“, der dann vom darauffolgenden „Heavy Metal Suicide“ mit einem an Smashing Pumpkins‘ „Zero“ erinnernden Monsterriff niedergewalzt wird – nur um dann wieder in einen harmonieseligen Pop-Refrain zu münden. Nach neun Jahren Bandgeschichte beherrscht die Band aus Austin die Charakteristika des Shoegaze-Genres aus dem FF (forte fortissimo): Da außerweltliche Geräuschkulisse, dort brachialer Krach, hier pure Schönheit, woraus sie einen Hit nach dem nächsten schraubt. Und dabei eine durchaus abwechslungsreiche Platte erschafft, die zum Beispiel in „California Car Collection“ Raum zum Durchatmen bietet – nur, um dann in „Never“ umso ungestümer loszupreschen.
Wenn ihr also jemandem erklären müsst, was das mit diesem „Shoegaze“ eigentlich sein soll, könnt ihr lange referieren und bei The Jesus & Mary Chain anfangen – oder ihr legt einfach „Pure Mood“ auf, denn da ist alles drin, was dieses Genre konstituiert, und vor allem: wie geil es sein kann.
Anspieltipps: Heavy Metal Suicide, Guilt, Frisbee, Boys in Heat