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Villagers – Where Have You Been All My Life?

Der neue Output der Villagers entpuppt sich als schwer einzuordnendes Zwischending: Die Songs nicht neu, aber mit Perwoll gewaschen. Ein Livealbum, aber im Studio eingespielt. Und kein Best-Of ihrer drei Alben, sondern eine Standortbestimmung, nicht ohne die eine oder andere Überraschung.

Dorfoberhaupt Conor O’Brien hat sich mit seinem letztjährigen, schon ziemlich reduzierten Album „Darling Arithmetic“ offenbar selbst gefunden. Auf der Tour zum Album ordnete er mit seiner Begleitband  auch einige Stücke der Vorgängeralben „{Awayland}“ und „Becoming A Jackal“ dem aktuellen Sound unter. Und das heißt: spartanische Begleitung mit überwiegend akustischen Instrumenten, die O’Briens markante Stimme noch stärker ins Zentrum rücken. Die Aufnahmen aus den Londoner RAK-Studios lassen darauf schließen, dass die letzten Konzerte der Villagers wohl intensive Zuhörkonzerte waren, bei denen man sich in den leisen Stellen kaum zu husten traut. So sphärisch ziehen Akustiknummern wie „So Naive“ oder „My Lighthouse“ vorbei. „Memoir“, das unverständlicherweise ein Schattendasein als B-Seite auf der „The Waves“-Single fristete, kann nun, bereinigt um die Hubschrauber-Elektronik, kraft seines Songwriting richtig glänzen. „The Soul Serene“, das die titelgebende Zeile hergab, ist wie schon auf dem Vorgängeralbum das klare Highlight, klingt aber live gespielt sogar noch besser.

Die allgemeine Entschleunigung funktioniert am besten bei den Stücken, die von vorneherein schon so minimalistisch angelegt waren, sprich: denen von „Darling Arithmetic“. Denn die große Entspanntheit geht logischerweise auf Kosten der Spannung, die zum Beispiel „{Awayland}“ so interessant machte. Ganz besonders deutlich wird das bei „The Waves“, das beim ersten Hören kaum wiederzuerkennen ist. Im Original von nervöser Elektronik getragen, dräuend aufbauend zum großen Crescendo, bekommt das Lied in der Live-Version neue Dur-Harmonien und einen ganz anderen rhythmischen Fluss verpasst, die den finalen Ausbruch statt apokalyptisch nun fast schon fast fröhlich wirken lassen. Auch „That Day“, im Original recht aufbrausend, verbleibt im atmosphärischen Schwebezustand. Weniger mag in den meisten Fällen mehr sein, auf Albumdauer bleiben da aber Längen nicht aus. Glücklich werden kann man mit diesem Album in Momenten, wo man sich nach Wohlklang und Harmonie sehnt. Denn die stört hier nichts, bis der letzte Ton der unironisch gecoverten 60er-Jahre-Schmonzette „Wichita Lineman“ verklungen ist.

 

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