Tics – Agnostic Funk
Sagenhaft schlecht gelaunter Post-Punk aus Köln: Mit „Agnostic Funk“ legen TICS ihr zweites Album vor, und der Titel könnte geich als programmatische Genre-Bezeichnung durchgehen.
In acht Songs hetzen Tics durch den alltäglichen Irrsinn. Und dabei haben sie keine Zeit zu verlieren. Kein Song erreicht die Drei-Minuten-Granze, das längste dauert 2:45 Minuten. Warum auch mehr, denn schließlich ist damit alles gesagt. Das Drama der aktuellen Weltordnung bringt etwa „Blesses“ (Anspieltipp!) in kurzen Zeilen auf den Punkt:
1984 – everyone was scared of a nuclear war
1989 – the walls came down, the wolves began to dine
and at their tables sat craftsmen, gents, aristocrats
acted as if heaven sent, filled their pockets to the max
Sprich: Während zu Zeiten des kalten Krieges noch klare Fronten zwischen Ost und West herrschten, verläuft nach dem Ende der Blöcke die Verwerfung in der Welt zwischen arm und reich. Auch musikalisch arbeitet der Fünfer die 80er auf, das aber ganz ohne schwulstige Synthesizer-Flächen, sondern mit zackigen, hypernervösen Gitarren im Stile von Gang of Four und The Fall. Tics brauchen keine Gitarrenverzerrer, um laut und eindringlich zu sein. Zur energisch nach vorne gespielten Musik gesellt sich der oftmals halb gesprochene Gesang, der Future Of The Left als Brüder im Geiste hinüberwinkt. Fast könnte man zu diesem agnostischen Funk tanzen, wenn er denn nur nicht so grimmig gucken würde. Das Ganze wurde in knochentrockenes und direktes Soundkleid gesteckt von der deutschen Indie-Ikone Olaf Opal (u.a. The Notwist) und erscheint auf dem Berliner Herzblut-Kleinlabel Tomatenplatten.
Wenn ihr also grade mal 18 Minuten Zeit habt, könnt ihr gleich reinhören (und bei Gefallen das Album auf Vinyl erwerben).