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JaaRi im Interview

Seit Freitag ist es nun draußen, das Debüt-Album der Berliner Band JaaRi. Es heißt „The Full Range“ und ist eine propere Wuchtbrumme, abwechslungsreicher, rotziger 90s-infizierter Indierock, immer einmal mehr um die Ecke gedacht und doch mit jeder Menge Energie rausgeprügelt. Und da die Jungs quasi um die Ecke wohnen, ist das doch ein guter Anlass, sich mal wieder mit einer Band zu unterhalten.

Foto: Andreas Budtke

Glückwunsch zum Debüt-Album! Wie fühlt ihr euch, jetzt wo das geschafft ist?

Patrick: Erst mal ist das natürlich ein großes Erfolgserlebnis. Wir haben aber auch sehr viel Arbeit reingesteckt. Seit dem letzten Oktober, wo wir die Idee hatten, ein Album zu machen, gab es eigentlich keinen Tag, wo ich nicht irgendwas für die Band gemacht habe, Mails geschrieben, recherchiert, diskutiert, organisiert. Wir haben alles selbst in die Hand genommen, und man glaubt ja gar nicht, was da neben dem Musikmachen selbst noch alles drinsteckt. Vom Cover über den Vertrieb, von den Videos bis hin zur Release-Party, alles muss bedacht und erledigt werden. Dass wir jetzt am erhofften Endpunkt stehen, das hab ich noch gar nicht richtig realisiert.

Stichwort DIY: Hinter euch steckt also kein Label …

Patrick: Das stimmt so nicht ganz, unser Album erscheint über Frogrocks Records, ein Zwei-Mann-Kleinlabel, welches uns bei der digitalen Veröffentlichung und Verbreitung hilft. Aber die meisten Aufgaben übernehmen wir selbst oder lassen uns von talentierten Freunden helfen.

Ihr habt das Geld für das Album über Crowdfunding reingeholt. Wie war eure Erfahrung damit?

Maik: Es hat unsere Erwartungen übertroffen. Als wir losgelegt haben, hatten wir intern Wetten abgeschlossen, wie viel wir damit einnehmen würden. Meine Schätzung lag so bei 400 Euro. Dass wir unser Ziel von 1.000 schon nach drei Tagen erreichen würden, damit hätten wir alle nicht gerechnet. Und da war klar: Wir machen das jetzt. Am Ende waren es sogar über 2.000, was uns in die komfortable Situation gebracht hat, dass auch die Vinylpressung weitestgehend abgesichert war. Denn echte Platten zu machen, das ist schon mit nicht unbeträchtlichen Herstellungkosten verbunden.

Patrick: Genau. Klar kamen dann noch andere Posten hinzu, wie Versandmaterial und Porto. Wir haben bis jetzt also noch nichts daran verdient. Aber wir konnten das Album machen und mussten weniger Erspartes investieren als befürchtet, und da sind wir unseren Fans und Freunden wirklich sehr dankbar.

Es musste also Vinyl sein. Seid ihr selbst Plattensammler?

Rob: Genau, das war das Ziel, so ein Liebhaberstück zu schaffen. Patrick hat uns davon überzeugt, und ich verstehe mittlerweile auch, was er meint. Vinyl-Sammler bin ich nicht, ich hab mir selbst erst zu Jahresbeginn wieder einen Plattenspieler gekauft, um „mein“ Album dann auch hören zu können. Du hast eine andere Wertschätzung für die Musik, wenn du das Album auf Schallplatte abspielst, als wenn du es in Spotify hörst, wo der nächste Titel oder das nächste Album einen Klick weiter ist. Ich bemerke das ja an mir selbst, dass ich selten ein Album am Rechner durchhöre, weil ich es dann wieder für ein Video pausiere oder nach wenigen Songs an eine andere Musik denke. Die Platte wechselst du nicht sofort, wenn die Musik nicht total nervt, da kommt die menschliche Faulheit sozusagen der Kunst zugute. Und das Haptische, das große Cover, das spricht einfach mehr alle Sinne an.

Patrick: Die Platten gibt’s übrigens bislang nur auf Konzerten – oder ihr schreibt uns auf Facebook oder Instagram an.

Euer Stil ist ja recht wild, da überraschen einen immer wieder Taktwechsel, neue Teile und Riffs, und man braucht schon ein paar Durchgänge, bis man sich da eingehört habt. Ist das eine bewusste Verweigerungshaltung gegenüber dem Mainstream? 

Patrick: So würd ich das nicht nennen. Klar passiert in den Songs ziemlich viel, aber wir machen das nicht zum Selbstzweck. Eigentlich ist es eigentlich eher der Anspruch an uns, uns nicht zu langweilen. Und wir haben ja auch schon eine Menge Melodien drin, und Songs wie „Oh Brother“, die ich recht eingängig finde.

Der Einsatz von Bläsern wie in „Martha“ ist ein weiteres Element, das nicht ganz alltäglich im Indie-Rock ist …

Patrick: Da bist du nicht der erste, der das hervorhebt. Auch das ist eher so entstanden, weil wir uns den Proberaum mit einem Saxophonisten teilen und wir ihn einfach gefragt haben, ob er was einspielen mag. Tatsächlich war „Martha“ als Konzertintro gedacht, aber er ist jetzt zu einem unserer Lieblingssongs auf der Platte herangewachsen. Man hört ja darauf auch eine befreundete Sängerin und Paul Kuchenbuch, der das Album aufgenommen und gemischt hat, hat dann auch noch Trompete beigesteuert. Und diese Gastbeiträge haben das Stück wirklich auf ein anderes Level gehoben.

Welche Bands beeinflussen euch?

Maik: Es gibt gar nicht so viele Bands, auf die wir uns einigen können. Unsere Konsensbands sind wohl Dÿse, Melvins, At The Drive-In, Blackmail und Queens Of The Stone Age. Ich mag aber auch gerne Synthie-Mucke wie von Trans Am und Kraftwerk, da gehen die anderen glaub ich nicht so mit.

Rob: Mit Patrick hab ich schon einige Schnittmengen, und wir entdecken gerade viel Musik voneinander. Gerade was deutsche Bands und Emo betrifft, kennt er ja so ziemlich alles. Ich geh auf jeden Fall mehr auf Konzerte, seitdem ich ihn kenne.

Patrick: Genau, wir waren zum Beispiel bei Cloud Nothings, The Dirty Nil und Kettcar, und Motorpsycho verehren wir ja auch beide ziemlich. Um jetzt nur ein paar zu nennen.

Worum drehen sich eure Texte? Gibt es auf der Platte so etwas wie ein Oberthema?

Patrick: Die Themen sind schon recht unterschiedlich. Wenn man es auf einen gemeinsamen Nenner bringen möchte, dann vielleicht „Traum und Wirklichkeit“. Ich hab immer ein Notizbuch neben dem Bett, damit ich mir meine Träume notieren kann, und daraus sind schon manche Texte entstanden.

Rob: Ich hab neulich festgestellt, dass Enttäuschung in vielen Songs eine Rolle spielt, also wieder Träume und die harte Realität. „Reality“ ist ja auch das einzige konkrete Wort in „Martha“. Enttäuschung über Beziehungen, über Familienmitglieder oder den Glauben. Die Songs sind zu verschiedenen Zeitpunkten entstanden und beziehen sich nicht direkt aufeinander, aber sie geben ein stimmiges Ganzes ab.

Patrick: In „Stories About People in Trains“ habe ich Elemente von vorherigen Songs wieder aufgenommen, die auf der „New Years Story E.P.“ waren. Der Song ist quasi ein Rückblick aus einer neuen und gefestigten Perspektive.

Was steht jetzt als nächstes bei euch an? 

Maik: Nach unserer Releaseparty gehen wir erst mal in eine Sommerpause, Familienurlaub und so. Dann spielen wir ein paar Konzerte im Herbst und wollen auch mal andere Bundesländer besuchen. Und dann freuen wir uns drauf, neue Songs zu entwickeln. Wir spielen ja in dieser Besetzung noch gar nicht so lange zusammen, da haben wir noch einige Möglichkeiten, die wir ausloten wollen.

Dann viel Erfolg damit und danke für das Interview! 

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